Fetter Deutschland Winterwaller auf Wurm
Das Besondere am Winterangeln ist, dass wir eigentlich keine Chance haben aber wir versuchen trotzdem, diese zu nutzen.
Die Rahmenbedingungen sind in den meisten Punkten ungünstig aber im Winter haben wir die Gewässer nahezu für uns alleine und die Luft in der Natur ist im Winter ganz besonders klar. Für mich sind schwere Bedingungen immer besonders reizvoll, denn einfach kann ja bekanntlich jeder!
Ich erzähle euch hier von einer Kurzsession der letzten Tage an den Rhein. Ich hatte mich an einem Freitag Nachmittag mit meinem Freund Sascha Kral verabredet und unser Plan war, eine schnelle Nacht zu machen. Da wir uns erst spät treffen konnten und die Tage im Winter ja sehr kurz sind, blieb uns nicht viel Zeit. Genau bei solchen Sessions ist es wichtig, dass wir sie noch besser planen und vorbereiten, als normal und das bedeutet konkret, dass wir uns schon zu Hause möglichst genau überlegen, wo wir fischen möchten und natürlich auch, wie. Dafür ist es immer wichtig, dass wir den Wasserstand recherchieren und daraus unsere Schlüsse ziehen.
"Im Winter haben wir eigentlich keine Chance aber wir nutzen sie"
Sven Dombach, Team Black Cat
Es hatte in den Tagen zuvor geregnet und der Rhein war nach einer langen Flachwasserphase endlich etwas angestiegen und leicht eingetrübt. Trotzdem lag die Wassertemperatur nur bei ca. 5 Grad und das bedeutet für uns Angler natürlich, dass die Fische sehr passiv sind. Wir hatten aber die Hoffnung, dass sie sich durch den Wasseranstieg und dem sich dadurch veränderten Strömungsbild etwas bewegen und vielleicht sogar auch fressen.
Wir steuerten ein großes Flachwassergebiet an, wo es uns möglich war, unterschiedliche Gewässertiefen, von ganz flach bis runter auf 4 Meter zu fischen. Diese Zone ist mir zwar als großes Fressgebiet bekannt, um zu fangen, müssen die Fische aber fressen wollen und das war unsere Hoffnung.
Was das Wetter angeht, zeigte sich der Winter an diesem Nachmittag von seiner rauen Seite. Wind und Regen waren unsere Begleiter und da war es natürlich sehr ungünstig, dass ich meinen Schirm vergessen hatte, es musste also mit dem einen Schirm von Sascha gehen, eine andere Option gab es nicht.
Zur guten Vorbereitung einer solchen Session gehört es, dass wir unsere Montagen schon zu Hause fertig machen und auch schon unsere Abreisssteine vorbinden, damit dann am Wasser alles schnell gehen kann.
Obwohl wir uns wirklich beeilten und wie beschrieben, alles gut vorbreitet hatten, wurde es bereits beim Ruten setzen dunkel. Wir platzierten unsere 4 Montagen auf unterschiedliche Tiefen, 2 davon mit toter Forelle und die anderen beiden mit einem doppelten Tauwurmbündel.
Als wir dann endlich erschöpft und durchgefroren unter unserem „einen“ Schirm saßen, peitschte der Regen besonders heftig auf unsere kleine Behausung und ehrlich gesagt, hoffte ich, dass jetzt gerade kein Biss kommt. Erstmal aufwärmen und etwas essen.
Für solche Sessions braucht man viel Idealismus und der Glaube an einen Fisch ist zwar unterschwellig vorhanden aber natürlich fühlt sich das völlig anders an, als zu anderen Jahreszeiten.
Für mich liegt der große Reiz beim Fischen darin, dass oftmals alles anders kommt, als gedacht und auch bei dieser Session, sollte sich das wieder einmal bewahrheiten. Zum Glück hatte der Regen gerade aufgehört und der Wind war etwas eingeschlafen, als die Rute mit der flachen Montage sich langsam vorneigte und die Longranger kurz darauf anfing, unter Protest Schnur freizugeben. Biss!!!
Sofort war uns nicht mehr kalt und wir folgten dem Fisch mit dem Schlauchboot in die Dunkelheit. Als wir über ihm waren, merkte ich schnell, was Sache ist. Der Fisch ging ruhig und ganz langsam unter dem Boot und es dauerte eine ganze Weile, bis wir ihn zu sehen bekamen. Irgendwann hatten wir ihn aber dann, unseren Winterwurmwaller XL und es zeigte sich einmal mehr, dass der Wurm besonders im Winter bei kaltem Wasser ein Topköder ist.
Dieser Fisch war der einzige Biss in dieser Nacht, aber das war uns völlig egal.
Die Essenz für euch aus dieser Geschichte ist, dass sich auch kurze Zeitfenster, selbst im Winter lohnen können. Das größte Hindernis dabei ist, dass man es schafft, den „inneren Schweinehund zu überwinden.