Mit Sven Dombach auf Frühjahrswaller am Rhein


Drückende Sonne, Niedrigwasser und ein kurzes Zeitfenster. Unter diesen Voraussetzungen startete eine Frühjahrssession, von der ich euch hier kurz berichten möchte. Eigentlich wollte ich nach meiner Frühjahrsguidingtour an die kleine Rhone ein paar Tage Pause machen aber die grandiosen Bedingungen am deutschen Rhein ließen das nicht zu.

Ich kam erst am späten Nachmittag los und der Plan, noch kurz zum Angelgeschäft zu fahren, erwies sich als sehr richtig, denn ich hatte meine Glöckchen und auch Knicklichter vergessen, die ich zusätzlich zu den Würmern noch besorgen musste. Das ging alles recht zügig und als ich dann kurze Zeit später auf dem Wasser war, stieg die Euphorie in den saftig grünen Bereich. Die Wassertemperatur lag bei ca. 12 Grad und das ist ja bekanntlich immer eine magische Marke.

"Was tun, wenn die Zeichen gegen einen stehen? Einfach weiter angeln!"

Sven Dombach, Team Black Cat

Die Platzwahl war schnell getroffen. Flache Kiesbank, Innenkurve, gemäßigte Strömung. Ich war mir ziemlich sicher, dass das funktionieren würde. Der Platz hatte keine deutliche Kante, sondern der Grund fiel hier langsam Richtung Fahrrinne ab. Ich mag solche Plätze, besonders im Frühjahr. Die beiden Montage, eine mit Tauwurm und Tree-Upose, die andere mit Deadfloat und Forelle waren schnell platziert. Die lange Rute mit Wurm lag flussab auf ca. 1,50 m und die andere zog ich etwas weiter raus auf 2,50 m Wassertiefe. Als ich mit der Arbeit fertig war, bemerkte ich, dass mein Schlauchboot sich in eine Badewanne verwandelt hatte. Durch die spitzen Steine im Flachwasser hatte ich mir den Unterboden aufgerissen und hier lief jetzt langsam aber konstand das Wasser rein. Optimal ist anders und ich war mir nicht sicher, wie das Boot reagieren würde, wenn in der Nacht tatsächlich ein Fisch kommt.

„Glücklicherweise“ hatten die Fische mit mir ein Einsehen und es blieb tatsächlich ruhig an den Ruten bis zum Morgen. Ich war gerade dabei den letzten Rest Kaffee auszutrinken, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie sich plötzlich meine Wurmrute langsam nach vorne beugte und die Longranger unfreiwillig Schnur frei gab. Die Rute kam nochmal kurz zurück und dann ging sie richtig krumm und der Fisch lief sauber ab. Ich nahm die Solid Rute auf und mein Plan war es, den Fisch vom Ufer zu drillen, da mein Badewannenschlauchboot mir an diesem Morgen nicht das beste Gefühl gab. Ob das der Grund war, warum der Fisch ausschlitze, weiß ich nicht, jedenfalls verlor ich plötzlich den Kontakt und er war einfach weg. Wenn es läuft, dann läuft es so richtig. Kaputtes Schlauchboot und ein verlorener Fisch, der nach dem Biss zu urteilen definitiv ein Guter war.

Der Plan, die Session zu verlängern und das Schlauchboot am Wasser zu reparieren war schnell hinfällig, als ich mir das Boot genauer ansah und das volle Ausmaß des Schadens erkannte. Abbruch und das Boot in Ruhe zu Hause reparieren, eine andere Möglichkeit blieb mir nicht. 5 Tage später war ich dann wieder am Wasser und die Bedingungen hatten sich komplett geändert. Lufttemperatur um die 0 Grad, starker Nordwind und Schnee, soviel zum Thema Frühjahrsfischen!?

Da man die Platzwahl natürlich immer von den äußeren Bedingungen abhängig machen sollte und ich davon ausging, dass die Fische bei dem Temperatursturz nicht wirklich aktiv sind, suchte ich mir eine tiefere Steinpackung, dicht an der Fahrrinne. Das Moven und die Organisation des Platzes waren bei diesem Wetter eine stramme Angelegenheit und ich war sehr froh, als ich endlich trocken im Zelt lag. Die Montagen waren wieder ein Tauwurmrig und ein Deadfloat mit toter Forelle. Beide Ruten legte ich dicht an den Kantenfuß der Packung, in der Hoffnung, dass ein Fisch in der Nähe ist. Kennt ihr auch diese Nächte, in denen man eigentlich hofft, dass man nicht raus muss? Ganz ehrlich, ich kenne sie und das war genau eine dieser Nächte. Ich machte mich trocken und legte mich auch zeitig in den Schlafsack, denn alles andere wäre einfach Unsinn gewesen, es war viel zu kalt und viel zu nass. Als es dann am Morgen wieder hell wurde, hatte sich das Wetter zum Glück etwas beruhigt und beim ersten Blick aus dem Zelt lachte mich sogar die Sonne an. Eine Aktion hatte ich in dieser Nacht keine aber das war nicht weiter schlimm, es war ja noch eine weitere Nacht geplant.

Gegen Mittag raffte ich mein Tackle zusammen und nach einer kurzen Lokationfahrt stand der Plan fest, einfach auf die andere Flussseite zu wechseln. Hier war zwar auch Steinpackung aber es war etwas flacher und die Störmung war deutlich weniger. Am frühen Nachmittag lagen die Ruten wieder und trotz der stark abgekühlten Wassertemperatur auf nur noch 8,5 Grad, fischte ich nun wieder flach. Eine Rute mit Wurm auf 1,5 m und die andere mit toter Forelle auf knapp 3 Meter. Mein Gefühl, einen Fisch zu fangen, war vorhanden aber Euphorie sieht defintiv anders aus. Abendessen und dann noch kurz am Feuer sitzen, das war das Abendprogramm und auch an diesem Tag ging ich zeitig in den Schlafsack, denn sobald die Sonne weg war, war es eisig kalt. Schon bevor ich mich hinlegte, war das Zeepter Ultra mit Eis überzogen.

4 Uhr … Biss!!! Ich war schnell an der Rute und der Fisch hing. Fast zitternd und noch im Halbschlaf fuhr ich dann dem Fisch in der eisigen Nacht entgegen. Als ich über ihm war und ihn immer noch spürte, baute ich langsam Druck auf und ein kurzer, knackiger Drill an der Solid Bank Rute begann. Der Angler schaltet auf Autopilot und erst als der Fisch im Boot lag, ging ich wieder in den manuellen Modus über. Geil! Wirklich ein guter Fisch. Ich war echt happy und als ich dann ein paar Minuten später wieder im Schlafsack lag, überkam mich ein Gefühl der tiefen Zufriedenheit. Es hatte doch noch geklappt mit dem Frühjahrswaller und es war direkt ein wirklich guter Fisch.

Ihr wollt jetzt sicher wissen, welche Rute den Fisch brachte!? Es war einmal mehr die flache Rute und es war ebenso einmal mehr die Rute mit Tauwurm. Wurm und kaltes Wasser, passt einfach zusammen. Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass es bei den drei gefischten Nächten im Frühjahr jedesmal die flachste Rute war, die den Biss brachte. Das ist sicher kein Zufall! Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich auch die Nacht mit den Horrorbedingungen flach, statt tief gefischt hätte!? Wenn ihr Lust habt, schaut euch auch gerne das kleine Video zur Session an, das findet ihr hier direkt unter dem Artikel.

Viele Grüße, Sven

Wer im Frühjahr flach angelt, der wird belohnt!

Impressionen der Session


Das Video zur Session